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    Getanzte Erzählungen von Freude, Leid, Verlorenheit  
       LÜBECK - Wie kann man das Land der Spanier mit der Seele suchen? 
        Mit Poesie, mit Musik, vor allem aber mit Tanz. Die „Fantasia Flamenca" 
        im Theater Combinale verbindet diese Elemente zu einer Art iberischem 
        Gesamtkunstwerk. 
        Auf der mit nur wenigen Sitz-Würfeln dekorierten Bühne entfaltet 
        sich ein wundersamer Abend, der den Be-sucher gleichsam entführt 
        in das sonnendurchglühte Land am südlichen Rand Europas. Wolfgang 
        Benninghoven, der auch Regie führte, las spanische Lyrik, herausragend 
        dabei die Prosagedichte des No-belpreisträgers Juan Ramon Jimenez. 
        Es sind Gespräche, die ein Ich-Erzähler mit einem kleinen Esel 
        namens Platero führt und die die Atmosphäre im Andalusien der 
        Zeit vor dem Ersten Weltkrieg wunderbar wiederge¬ben. Dazu Gitarrenmusik 
        von Christian Füllgraff, einem Virtuosen der klassischen Gitarre, 
        der sehr viel Gefühl für den Flamenco hat. 
        Lidwina Wurths „Cantares ", diese Lieder voller Sehnsucht und 
        Gefühl, vermittelten auf ihre Art einen Einblick in das spezielle 
        Lebensgefühl, das Spanien auch heute noch auszeichnet. Im Laufe des 
        Abends fand sich die Sängerin immer besser in die spezielle Form 
        dieses Spanischen Gesangs mit seinen schwierigen Melismen* und seiner 
        komplizierten Metrik. Tanzen kann Lidwina Wurth auch: In einigen Paso 
        dobles mit Ulla Benninghoven bewies sie ihr Flamenco-Talent. 
        Ulla Benninghoven, die den Abend auch choreographiert hatte, beschränkte 
        sich nicht auf Flamenco. Ihr Tanz kommentierte die Gedichte, die Wolfgang 
        Benninghoven las, mit den Mitteln des modernen Tanztheaters, Miniaturdramen 
        entstanden so auf der geschickt beleuchteten Bühne des kleinen Theaters. 
        Im Flamenco aber scheint Ulla Benninghoven eine Berufung gefunden zu haben. 
        Flamenco ist tiefstes Gefühl, körperlich zum Ausdruck gebracht. 
        Freude, Leid, höchstes Glück und tiefste Verlorenheit: All das 
        war in Ulla Benninghovens Flamencos zu spüren. Dazu kam eine ungeheure 
        rhythmische Präzision, gepaart mit einer Anmut der Bewegung, wie 
        man sie selten erlebt. FEL 
      (Lübecker Nachrichten 21./22.6.09) | 
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